Geschichte(n)

Partnerschaft Much - Doullens

Es begann mit einer Kriegsgefangenschaft

Helmut Söntgerath hat in der Jubiläumszeitschrift zum 30jährigen Bestehen der Partnerschaft Much - Doullens die Entstehung der Partnerschaft beschrieben.

Es begann mit einer Kriegsgefangenschaft in Much.

Straßenansicht in Doullens

Bereits seit 1976, also fast 45 Jahre, pflegt die Gemeinde Much eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Doullens (Picardie).

Doullens (etwa 7.200 Einwohner) liegt in einer hügeligen grünen Landschaft im Authie-Tal und gehört zum Department Somme. Etwa zwei Stunden sind es nach Paris, etwa eine Stunde bis zum nächsten Badeort am Meer. Zu den größeren Städten in der Umgebung gehören Arras, Albert und Amiens.

Gefunden haben wir eine Jubiläumszeitschrift aus dem Jahr 2006 anlässlich der 30jährigen Partnerschaft. Helmut Söntgerath hat hierin sehr lesenswert das Zustandekommen der Partnerschaft beschrieben. Denn die Partnerschaft ist

„Oft schwindet in unserem Bewusstsein die fundamentale Tatsache, dass unser europäischer Kontinent nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert von Krieg und Not, von Barbarei und Verwüstung verschont ist und wir in Frieden und Wohlstand leben, dass die verhängnisvolle „Erbfeindschaft“ zwischen den europäischen Kernländern Frankreich und Deutschland einem dauerhaften herzlich-freundschaftlichen Verhältnis gewichen ist. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für dieses historische Wunder kommt den vielen Partnerschaften zwischen unser beider Städten und Gemeinden zu, so auch unserer Partnerschaft (französisch: jumelage), deren 30. Geburtstag wir in diesem Jahre feiern. In gebotener Kürze möchte ich die Zeit des „embryonalen“ Wachsens und das offizielle Zustandekommen dieser Verbindung schildern.

Ein historisches Mucher Denkmal spielt hierbei eine große Rolle – die Burg Overbach. Sie diente als vom Grafen Nesselrode gepachteter Bauernhof. Während des Krieges arbeiteten dort zwei Franzosen als Kriegsgefangene. Einer von Ihnen war Charles Lefebvre, der sehr unter Heimweh litt nach seinem kleinen Heimatdort Solesmes im Nordosten Frankreichs und für den ich quasi Ersatz für seinen kleinen Sohn war.

1952, sieben Jahre nach Kriegsende, stand plötzlich sein Citroen im Burghof, dem eben dieser ehemalige Gefangene mit seiner Frau und ein mit ihm Verwandter, in Doullens lebender Lehrer, Michel Poirel, der für die Partnerschaft eine große Rolle spielen sollte, entstiegen. In den Folgejahren festigten gegenseitige Besuche unter Familien und Freunden die Beziehungen, die sich schon bald auf Doullens konzentrierten. Und dort war es die Schule Montalembert, ein katholisches, auch von Externen besuchtes Internat. Deren Direktor und Priester Jean Bray – inzwischen verstorben – verdient es, in den Annalen der Partnerschaft verewigt zu werden als deren „Seele“ und Motor wie auch Michel Poirel, der gut deutsch sprechend, mit Herzlichkeit und Gefühl stets den richtigen Ton fand und die Herzen der Menschen bewegte.

Monsieur Bray war auch, der mit Hilfe der Deutschlehrerin Martine Delaire sein vier Kilometer von Doullens gelegenes Bildungsgebäude mit Festsaal den deutschen Gästen – wann auch immer und wem auch immer, so übrigens auch der Konzertgemeinschaft – zur Verfügung stellte und für Unterkunft und Verpflegung sorgte.

Die Schulen standen fortan im Mittelpunkt: Montalembert und die Realschule Much. Ehrenbürgermeister Fritz Wilhelm, zugleich Direktor der Realschule, und Lehrer Egbert Grau sowie der leider verstorbene Johannes Malzburg waren Garanten eines stetigen Schüleraustausches, besonders im sportlichen Bereich. Ohne sie wäre die Partnerschaft nicht entstanden. Diese gewachsenen Bindungen waren die Geburtshelfer der Idee, die Jumelage auch offiziell zwischen den beiden Kommunen zu gründen. Auf französischer Seite war es der Abgeordnete der Nationalversammlung und langjährige Bürgermeister von Doullens, Jaque Mossion, der die Partnerschaft auch politisch kräftig unterstützte.

 

Beziehungen zwischen den politisch Verantwortlichen und Schulen reichen für eine lebendige Partnerschaft jedoch nicht aus, so kam es am Mucher Erntefest im September 1974 zur ersten größeren Begegnung der Menschen, der Familien, Jung und Alt. Fast 80 Franzosen entstiegen den Bussen im Schulzentrum, darunter ältere Männer, die im Krieg gegen Deutschland gekämpft hatten, mit Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet waren, die sie am Revers trugen. Mit von der Partie war auch Alex Michaud, Vizebürgermeister. Etwas beklommen und ängstlicher Erwartung schritt man durch ein Spalier zackig aufspielender Mucher Blaskapellen auf dem Schulhof. Ganz anders am nächsten Sonntagmorgen beim Frühschoppen „bei Elfriede“ im Lindenhof, wo man sich bei Wein und Bier buchstäblich in den Armen lag. Aus Feinden waren zumindets jetzt Freunde geworden, die sich nun gegenseitig besuchten.

1976 schließlich wurde die Partnerschaft im grandiosen historischen Rathaus von Doullens feierlich besiegelt und die auch im Mucher Rathaus aushängende Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. In den Folgejahren kam es regelmäßig zu fruchtbaren Begegnungen. Große Verdienste hat sich die langjährige Partnerschaftsausschussvorsitzende Anneliese Schumacher erworben, die mit Engagement und Herzblut nicht nur ihr Amt ausfüllte, sondern auch selbst persönliche Kontakte unterhielt und die oft komplizierten organisatorischen Schwierigkeiten bravourös meisterte.

Es ist in letzter Zeit stiller geworden um die Partnerschaft. Immer weniger französische Schüler lernen Deutsch. Immer weniger deutsche Kinder lernen Französisch. Kurse der VHS scheitern oft an mangelndem Interesse. Immer weniger sind bereit Gäste aufzunehmen wegen der Sprachschwierigkeiten, die damals allerdings kein Hinderungsgrund waren. Einen Hoffnungsschimmer bietet möglicherweise das jetzt begonnene Jahr 2006. Zur Kirmes erwarten wir viele Franzosen, erwarten wir das berühmte Jugendorchester „Orchestre à vent“ aus Doullens.

Vive la France

Vive l´Allemagne

Viva la jumelage Doullens-Much

Helmut Söntgerath

 

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