Siefen

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Siefen im Winter

(nach Angaben von Bernd Kühn und Birgit Tuschen)


Siefen ist eine Ortschaft nordwestlich von Much gelegen, nahe der Gemeinde- und Kreisgrenze Siegburg zu Bergisch Gladbach. Die Ortschaft wird vom Ölbach geteilt, der von Ost nach West fließt.

Man versteht unter „Siefen“ im bergischen Land kleine Rinnsale, aus denen der Hauptbach gespeist wird. Ursprünglich werden sie tiefe Sümpfe gewesen sein. „Sief“ altgermanisch = Regen. „Siefen“ als Zeitwort heute noch in der Volkssprache = tropfen oder sickern.
In den 50er Jahren befanden sich noch acht schöne, ins Bergische Land passende Fachwerkhäuser mit Satteldach. An jeder Seite des Baches vier. Das neunte Haus ist in den zwanziger Jahren durch Brandstiftung zerstört worden.

Zu den Sonntags-Messen, zur Christmette sowie zur Osternachts-Auferstehungsmesse wurde früher gemeinsam im Gänsemarsch, oft durch meterhohen Schnee, marschiert. An allen Werktagen abends, gegen 20.00 Uhr im Mai eines jeden Jahres, wurden bei Frielingsdorf’s im Schuppen, vor dem an der Straßenseite gegenüber heute noch gepflegten Kreuz, Maiandachten von Katharina Frielingsdorf gehalten. Ihre beiden Neffen bliesen einige Minuten vorher in ein von Weidenrinden selbst gefertigtes Horn und aus allen Häusern kamen sie zum Gebet.

Konfirmations-, Kommunionfeiern, Hochzeiten, Geburtstage oder Jubiläen und Richtfeste verbinden heute noch die Nachbarschaft beim Rosen machen, Kranz binden und anbringen. Wenn auch das „alte Brauchtum“ durch unsere hektische und schnelllebige Zeit sehr beeinflusst wird, da der Lebensunterhalt fast ausschließlich gegenüber früher außerhalb verdient wird. Nur das „La Presse Team“, eine Außenstelle des Rautenberg Multipress Verlages aus Troisdorf ist seit ca. 10 Jahren im Dorf angesiedelt.

Alle 8 Häuser hatten mehr oder weniger große Landwirtschaft. Zwei davon waren bis Mitte der 60er Jahre Vollerwerbsbetriebe. Ab ca. 1975 bis 1994 sorgte nur noch ein Betrieb für Milcherzeugung und „Landluft“. Nach dem Jahre 2000 bemühen sich noch einige Pferde, Schafe, Hühner, Tauben, Hunde und Katzen für den nötigen Lärm in unserem Ort.

1958 bekam Siefen öffentliches Wasser von der Gemeinde Much. Bis dahin hatte jedes Haus einen eigenen Schöpf- oder Tiefbrunnen.

Laut den älteren Einwohnern war Siefen vor etlichen hundert Jahren eine vor Eindringlingen sichere Siedlung, da sie ringsum von dichtem Wald umgeben war. Die Franzosen hatten sie bei ihrem Einmarsch nicht entdeckt.

Unsere Vorfahren haben vom Ackerbau, Vieh- und Fischzucht gelebt. Überall kann man noch etwas erhöhte und an mancher Stelle aufgehackte, alte Teichdämme sehen. Ein Waldstück heißt noch immer, sogar kartenmäßig „im Weiher“.

1922 kam die Elektrizität in unser Dorf und somit Glühbirnen und Drehstrommotoren. Unser erster und ältester Motor war unverwüstlich von der Firma Brunke mit Anlasser. Anschlüsse, Anker und Wicklung lagen frei.
Ebenfalls in den 20er Jahren war von Overath kommend durch das Tal nach Much eine Eisenbahnlinie ausgemessen worden. Mit einigen weißroten Pflöcken haben die Kinder noch gespielt. Auch die jetzige A 4 war zwischen Siefen und Hevinghausen geplant. Die Auffahrt für Much wäre bei der Bövinger Kapelle (Abzweigung Industriegebiet Oberheiden). Der zweite Weltkrieg hat alles zunichte gemacht.

In Siefen hat sich baulich sehr viel geändert. Heute sieht man aus Richtung Bövingen von der K 11 auf eine im idyllischen Tälchen gelegene Ortschaft Siefen mit 26 Häusern, davon 4 Doppelhäuser, mit 65 Einwohnern. Mit Obstbäumen durchpflanzt und von größeren und kleineren Wäldern umgeben. Hier fühlen sich Menschen aus dem Ruhrgebiet, aus dem Köln-Bonner und Süddeutschen Raum wohl.

In der Mitte des Ortes liegt eine liebevoll restaurierte alte Fachwerkscheune, in der früher gedroschen und Getreide gelagert wurde. Heute befindet sich in ihr die Töpferwerkstatt und Galerie von Rolf Seelbach, der dort auch Töpfereikurse für jedes Alter veranstaltet. Seine Frau Jutta bietet dort Therapie mit Klangmassage an.

In den 50er und Anfang der 60er Jahre herrschte in Hevinghausen in der fünften Jahreszeit ein Karnevalsverein, dem Siefen einmal den Prinz stellte. Ferner gehörten mitunter bis zu sieben Personen dem Hetzenholzer Kirchenchor und der Wallfahrt Much-Werl an. So klein der Ort auch immer war, die Einwohner waren immer darauf bedacht, Kultur, Brauchtum und Nachbarschaft hoch zu halten und zu pflegen.

 

Stand: 2005

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